Über Nähmaschinenretter.de
Natürlich werde ich öfter gefragt, wie kommt man zu so einer Tätigkeit und warum ausgerechnet Nähmaschinen? Bei mir hat es damit angefangen, dass an meiner Umhängetasche eine Naht aufgegangen war und das wieder neu befestigt werden musste.
Ich hatte zwar seit ewigen Zeiten eine Singer 700 mit allem Zubehör im Dachboden stehen, die mir mal geschenkt worden war. Aber weder wusste ich, wie die zu bedienen ist noch funktionierte sie so, wie ich es erwartet hätte.
Die Tasche hat mir dann ein Freund genäht, aber irgendwie wollte ich doch auch autark sein und habe mir dann sehr günstig eine Privileg 450 gekauft.
Ich habe schon immer gern alles auseinandergeschraubt und war auch schon einige Jahre bei einem Repair Cafe als Reparateur tätig. Also auch die Privileg, ich hab den Deckel abgenommen, sie gereinigt und geölt und versucht zu verstehen, wie das alles im Inneren der Maschine zusammenhängt. Als diese Maschine dann einwandfrei lief, hab ich mich nochmal der Singer angenommen und schließlich festgestellt, daß das obere Lager der Nadelstange nicht richtig befestigt war. Ich habe mich sehr über diese wunderschöne goldene Maschine gefreut, die ziemlich genau so alt ist wie ich selbst und jetzt wieder sehr schön näht.
Ich habe ein Faible für gute Werkzeuge und Nähmaschinen sind Werkzeuge zum Nähen. Sie haben eine einfache Elektrik, aber eine komplizierte Mechanik, sie sind sehr langlebig gebaut und man braucht für die Reparatur selten Ersatzteile, aber viel Fingerspitzengefühl. Diese Kombination war für mich genau das Richtige, außerdem hatte ich schon vorher bei anderer Gelegenheit festgestellt, dass es mir aus nicht wirklich erklärbaren Gründen außerordentlichen Spass macht, Metall blank zu polieren. Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass ich beim Schrauben an Nähmaschinen Zeit und Raum um mich herum vergesse, aber ich empfinde die Tätigkeit als sehr entspannend.
Nachdem ich mir dann die dritte Maschine, eine defekte Riccar 8500 angeschafft hatte und die dann mit neuem Greiferzahnrad auch wieder lief, wurde mir klar, dass ich das Schrauben viel spannender fand als das Nähen selbst. Ich konnte schon aus Platzgründen nicht immer noch mehr Maschinen anschaffen. Der Zufall wollte es, dass ich dann 3 Singer Maschinen auf einmal geschenkt bekommen habe. Sie waren alle in keinem guten Zustand, aber das liess sich ja ändern. Eine war nicht mehr zu retten, eine habe ich an einen Freund verschenkt, die dritte habe ich verkauft. Kurz danach habe ich bei nebenan.de einen Post geschaltet, wer noch defekte oder alte Maschinen zu verschenken hat, weil ich so gern daran schraube. Zu meiner Überraschung kam durch diesen einen Post ein Reihe von Anfragen zu mir, in denen es um die Probleme von Leuten mit ihren Nähmaschinen ging und ich in den meisten Fällen helfen konnte.
Mittlerweile habe ich nun schon so einige Erfahrungswerte gesammelt und immer mal wieder günstig Maschinen gekauft, aber ich bin kein Sammler, der die Geräte dann nicht mehr loslassen kann. Deswegen war es nur folgerichtig, die überholten Maschinen auch wieder zu verkaufen, um mir zum Beispiel neues Werkzeug zu kaufen.
Und vor allem, um die Maschinen auch wieder in Umlauf zu bringen, damit sie das tun, wofür sie gebaut worden sind. Immerhin müssen dann auch nicht noch mehr neue Maschinen gebaut werden, wenn schon so viele davon da sind und deren Funktionalität für die allermeisten Bedürfnisse völlig ausreichen.
Andreas Kosch